Archiv der Kategorie ‘Kanada 08’

25. Juni 2008

Calgary

Geschafft! Gestern Nachmittag sind wir in Calgary angekommen. Die letzten zwei Tage haben uns aus den Rockies in die Praerie gefuehrt. Schoen ist diese zwar auch, aber wir denken schon etwas wehmuetig an die Zeit in den Bergen zurueck.

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Da der Campingplatz in Calgary sehr weit ausserhalb ist, haben wir von Banff aus fuer zwei Naechte ein Bed & Breakfast reserviert. Dieses scheint wirklich ein Glueckstreffer zu sein: ein “altes” Haus (von 1912), pieksauber, voller Antiquitaeten (wir kommen uns vor wie die Elefanten im Porzellanladen…), gefuehrt von einem aelteren Maennerpaerchen. Schon das Fruehstueck allein ist den Preis wert: Fruchtsalat mit heissem Muffin, selbst gemachte Quiche, frisch gepresserter Orangensaft. Und das Ganze erst noch neben einer Laden- und Beizenstrasse und in der Naehe der Altstadt.

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Calgary selbst ist auf den ersten Blick nicht so schoen wie Vancouver und auch nicht sehr velofreundlich (die Ankunft gestern ohne Karte war der Horror). Aber wir geniessen das Laedelen, die Cafes, die Auswahl an gutem Essen… Gestern ging Letzteres zwar etwas daneben: die Portion Nachos, die wir im Pub zum Aperitif bestellten, war so riesig, dass danach nur noch ein Salat drinlag. Wobei aber auch der ausgesprochen gut war.

Tja, und morgen geht’s weiter ins Flughafenhotel und am Freitagmorgen dann wieder zurueck in die Schweiz. Und noch etwas: seid nicht enttaeuscht, wenn ihr keine Karten bekommt, wir sind einfach nicht dazu gekommen, viel zu schreiben….

22. Juni 2008

Von der schoensten Strasse der Welt und den Launen des Wetters

Schon ist wieder ueber eine Woche vergangen seit dem letzten Eintrag. Inzwischen sollten der Link zu Flickr, wo alle Fotos unzensiert zu bewundern sind, funktionieren. Wir waren am Sonntag tatsaechlich mit Bus und Schiff beim Maligne Lake. Mein Knie war allerdings vom engen Bus nicht viel begeisterter als vom Velo Fahren und die Landschaft war zwar wunderschoen, da wir aber von einer Scheibe von ihr getrennt waren, fuehlte es sich eher wie Fernsehen an. Jedenfalls waren wir am naechsten Tag ganz enthusiastisch fuer die Weiterfahrt ueber den Icefields Parkway. Die Abfahrt verzoegerte sich noch ein bisschen durch zwei weitere Platten, aber dann ging’s los. Wir hatten Lebensmittel fuer mehrere Tage dabei, da es auf der 230 km langen Strasse kaum Einkaufsmoeglichkeiten gibt.

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Entgegen aller Versprechungen unserer Velofuehrer hatten wir fast durchgehend Gegenwind, so dass wir nicht ganz so schnell vorwaerts kamen, wie erhofft. Am Montag war’s dafuer noch nicht so huegelig und wir kamen an den schoenen, wenn auch nicht sehr einsamen, Athabasca-Faellen vorbei. Der Zeltplatz Ende Etappe war (noch) geschlossen, und da wir nicht mehr bis zur naechsten Jugi fahren mochten, blieben wir bei den noch viel schoeneren und (am Abend) einsameren Sunwapta-Faellen in einer Lodge. Das Essen dort war so herrlich, dass wir unsere Lebensmittel gerne noch einen Tag laenger mitschleppten.

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Am naechsten Tag ging’s auf 2000 Meter hoch. Kaum hatten wir den Hang geschafft, wurde uns von einem aelteren Paar von Zeugen Jehovas Wasser angeboten. Sie waren ja sehr nett und noch sehr verliebt, nur als sie anfingen davon zu sprechen, dass es mit der Welt rapide bergab geht, und uns Wachturm und aehnliche Schriften mitgaben, wurde es uns etwas unbehaglich. Die Stimmung wurde gerettet mit Adressen Austauschen und gegenseitigem Fotografieren.

Im Icefields Centre wurden uns Schnee und Temperaturen unter 0 Grad prgonostiziert, so dass wir beschlossen, aufs Zelten zu verzichten. Die nahe gelegene Jugi, die sie uns in der Information in Jasper empfohlen haben, ist vor fuenf (!) Jahren abgebrannt, so dass wir uns schweren Herzens noch einmal eine Nacht in einem ueberhitzten Hotelzimmer leisteten. Das Essen war ueberteuert und durchschnittlich, dafuer mit Blick auf den Gletscher. Am naechsten Morgen durften wir uns dann doch noch von einem Teil unseres Essens trennen, da das offene Muesli Geschmack nach Benzin hatte (wohl von unserem Kocher). So ging’s dann nach nicht allzu reichlichem Fruehstueck weiter, zuerst auf eine kurze Wanderung, die auch nicht soo grandios wie versprochen war. Kurz darauf kam der Schnee, dann ein Schlauchwechsel an Nathans Velo, darauf die erste gesprochene Speiche an meinem Velo (zum Glueck hatten wir die Notfallspeiche dabei…) und 200 Meter weiter gleich auch noch die zweite… Waehrende der Reparaturen fing der Schneesturm an, und mit Handschuhen und klammen Fingern kaempften wir uns gegen den Wind und das Wetter in die Tiefe. Die eigentlich wunderschoene Abfahrt war kein Vergnuegen mehr, und wir waren froh um den Tee, den wir am Morgen noch in die Thermosflasche gefuellt hatten.

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Im Tal wurde das Wetter besser, die Landschaft begeisterte uns immer mehr, aber da es schon recht spaet war, machten wir an dem Tag nur ungefaehr 40 Kilometer bis zur naechsten Jugi (der Waterfowl Lake Campground waere eh zu gewesen…). Dies war ein Gluecksfall: kurz nach uns kam eine Gruppe kanadischer VelofahrerInnen an, die von Vancouver aus Kanada durchqueren. Einer hatte die noetigen Werkzeuge dabei, um mein Rad auseinander zu nehmen, so dass wir die Notfallspeiche ersetzen konnten. Aber auch sonst war die Jugi ein Volltreffer: zwar weder Dusche noch Warmwasser, dafuer wunderschoen gelegen und mit Sauna am kleinen Bach.

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So waren wir am naechsten Tag gewappnet fuer die 95-Kilometer-Etappe nach Lake Louise, auf der wir auch den hoechsten Punkt per Velo erreichten. Das Wetter entschaedigte uns fuer den Schneesturm am Tag vorher und die Landschaft wurde immer grossartiger: weite Taeler, klare Fluesse, die Berghaenge bewaldet und immer mehr leuchtend blaue Seen. Der schoenste davon war Peyto-Lake vom Bow Pass aus gesehen, leider mussten wir den Anblick mit sehr vielen anderen Leuten teilen. Nach einer grandiosen Abfahrt trafen wir relativ spaet auf dem Campingplatz in Lake Louise ein, wo wir noch ein Berner Paar trafen, das sechs Monate mit dem Velo in Suedamerika unterwegs war und jetzt noch sechs Monate Kanada anhaengt. Die Idee, ein Feuer zu machen und das Zncht zu braeteln, war nicht wirklich vernuenftig: nach langem Kampf brieten wir unsere “hausgemachten” Vegiburger beim Eindunkeln in der Pfanne.

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Unser Pausentag in Lake Louise fing dementsprechend spaet an, und aus der kleinen Wanderung ob dem schoenen See, dessen Ufer durch einen grauenhaften Luxusschuppen verschandelt ist, wurde eine berggeisstaugliche 17-Kilometertour. Diese Tour war etwas vom Schoensten auf unserer Reise: das Teehaus beim Gletscher, die Aussicht ueber das Bow Valley und die Rockies und vor allem der noch halbgefrorene Lake Agnes. Beim Zelt waren wir erst gegen 22 Uhr wieder, die Sonne geht gluecklicherweise erst spaeter unter…

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Gestern fuhren wir die kurze Etappe von Lake Louise nach Banff, unterwegs besuchten wir den komplett mit Auto-TouristInnen ueberloffenen Johnston Canyon und wegen einem Platten auf dem Highway kurz vor Banff, kamen wir schlussendlich doch nicht so frueh an. Da der Campingplatz auf einem Huegel ob dem Dorf ist und wir schon recht geschafft waren, leisteten wir uns ein nicht ganz billiges Hotel. Dies hat aber immerhin den Vorteil, dass ich heute mein Velo von einem Mech anschauen lassen kann und der mir mein Rad wieder etwas richtet, auf dass es es noch bis Calgary schafft. Das Wetter ist nicht mehr so strahlend schoen, richtig perfekt um ins Internet zu gehen und zu waschen. Und sobald ich mein Velo wieder habe, geht’s auf zu den Hot Springs…

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15. Juni 2008

Jasper

Jasper

Und inzwischen haben wir ein billigeres Internet-Cafe gefunden… Wieder einmal ist mir, als haette ich im letzten Eintrag, bei dem es jetzt auch Bilder hat, die Haelfte des Erwaehnenswerten vergessen: der junge Vater, der seinen Kinderwagen samt Inhalt zum Berg Lake hinauf gestossen hatte; der Mann aus Trinidad, der von seiner Frau auf die Wanderung mitgeschleppt wurde und seinerseits Wein, Milch und sonstige Goodies heraufschleppte, um sich die Sache zumindest kulinarisch ertraeglicher zu gestalten; das Paar aus Dresden, fuer das der Berg Lake Campground (fuer uns der Inbegriff von Adventure) erst die Basis fuer eine zehntaegige Wanderung mit Zelt und Proviant durch das Back Country war, etc.

Aber eigentlich bin ich ja schon beim nassen Zelt gestern Morgen angelangt. Kurz vor der Abfahrt hatte Nathan die vernuenftige und nachvollziehbare Idee, sein Velo noch einmal zu pumpen, schliesslich waren ueber 90 Kilometer bis Jasper zu bewaeltigen. Dummerweise war dies aber der Tod der dritten von vier Ski- und Velocenterbilligschlaeuchen (und die Moral von der Geschicht: kauft bei Ski- und Velocenter nicht!). Langsam ans Schlaeuche Wechseln gewohnt, nahmen wir sogleich die Ersatzschlaeuche vom Oesterreicher hervor und machten uns an die Arbeit. Nur: diese Schlaeuche passen genau auf mein Vorderrat, alle anderen Felgen haben nur Platz fuer die duennen Ventile… So sassen wir nun ohne Ersatzmaterial auf einem Campingplatz, auf dem wir auf keinen Fall mehr bleiben wollen (teuer und nicht wirklich attraktiv), neben einem Laden, in dem es ausser Chips und Schokolade wenig Essbares gab, und einem ueberteuerten Restaurant, in dem Busladungen voller TouristInnen verkoestigt wurden…

Schlussendlich war diese Lage unser Glueck: der erste Pick-up-Fahrer, den wir ansprachen, fuhr ueber Jasper nach Edmonton zu seiner Tochter, und so waren wir zehn Minuten spaeter mit ihm und seiner Frau unterwegs. Die Fahrt waere sicher schoen gewesen mit Velo, andererseits ist mein Knie vom Wandern mit schlecht gepacktem Gepaeck noch ziemlich laediert und wurde so sicher besser geschont. Wie gesagt sind wir dann auch schon kurz nach dem Mittag auf dem Camping Platz in Jasper angekommen und hatten Zeit, um alles Noetige zu erledigen und wieder einmal richtig herrlich gemuese- und salatlastig (und erst noch billig) zu essen (bloeder Trockenfrass hing uns langsam zum Hals heraus).

Der Campingplatz hier ist zwar riesig (irgendwas bei 700 Stellplaetze) und auch landschaftlich sehr schoen, aber massloss ueberteuert. Es ist hier ueberall dasselbe: die kleineren Zeltplaetze haben vernuenftige Preise, sind sauber und liebevoll gepflegt, die grossen, teilweise staatlichen, Plaetze sind teuer und die gemeinschaftlichen Raeume sind eher schmutzig. Auch Geschirrabwaschbecken findet man kaum. Der Whistlers Campground in Jasper hat zum Beispiel fuer all die CamperInnen nur gerade ein Duschgebaeude, der Raum mit den Baerenboxen (dort muss wirklich ALLES rein, was riecht: Food, Geschirr, Shampoo, Zahnpasta, Mueckenmittel,…) hat kein Licht, ist schmudelig und stinkt zum Himmel, und auf dem ganzen Gelaende scheint es weder Waschmaschine, noch Laden oder gar Restaurant zu geben. Nur ein Freilichttheater hat’s - fragt sich wofuer bei dem Wetter… Ach ja, das Wetter! Es wird immer wechselhafter, pro Tag haben wir sicher fuenf Mal Regen (alles feucht, Zelt, Schlafsaecke, Schuhe, Kleider…) und fuenf Mal Sonnenschein, nur kaelter wird es konstant: heute Morgen hatten wir hier auf 1000 m.u.M. 1 Grad, da sind wir doch sehr zuversichtlich fuer die Zeltuebernachtungen auf 2000 m…

Wenn mein Knie fit genug waere, wuerden wir uns wohl schon morgen wieder in Richtung Sueden auf den Icefields Parkway aufmachen. Da aber ein Tag Pause mehr sicher nicht die schlechteste Idee ist, fahren wir wahrscheinlich erst am Montag weiter und werden uns morgen mit einem Bus knieschonend zum Maligne Lake fahren lassen. Ausserdem geniessen wir die guten Restaurants hier und setzen Reserven an fuer die naechsten 230 Kilometer, auf denen es nur einen rudimentaeren Laden geben soll, dafuer umso mehr Steigungen…

(Viele) Fotos auf Flickr

14. Juni 2008

Wildnis und Einsamkeit

Heute sind wir in Jaspers angekommen. Nicht ganz so wie erhofft (davon spaeter mehr), aber mit genuegend Zeit um zu waschen, was bitter noetig war, und nach einer Woche Einsamkeit und Natur mal wieder in ein Internet-Cafe zu gehen.

In Clearwater haben wir niemanden mehr gefunden, der Nathans Velo anschauen wollte oder konnte. Also sind wir nach unserem Pausen- und Reparaturtag weiter in Richtung Norden gefahren. Am Samstag und Sonntag haben wir insgesamt 200 Kilometer durch einsamste Berge (na ja, ein paar Autos hatte es schon, aber doch keine nennenswerten Ortschaften) zurueckgelegt. Unterwegs drei Platten an Nathans Rad, eine wegen einer Scherbe, zwei, weil die Billigstschlaeuche “Made in Taiwan”, die das Ski- und Velocenter uns in unsere Velos eingebaut hatte, beim Pumpen neben dem Ventil gerissen sind. Also: wenn ihr mal einen Schlauch gewechselt haben muesst, wir haben jetzt Uebung…

Avola

Diese zwei Velotage hatten aber durchaus auch ihre guten Seiten: Mein frisch geflicktes Velo lief wunderbar, die Landschaft war wunderschoen, die Berge wurden immer hoeher und bald kamen auch die ersten Schneefelder in Sicht. Ausserdem sahen wir unterwegs drei Baeren, die jetzt nach dem Winterschlaf gluecklicherweise mehr Appetit auf Gruenzeug als auf Fleisch haben und nicht aggressiv sind. Eindruecklich waren diese Begegnungen aber schon… Das Lustigste war aber, dass auf dem Campingplatz im 300-Seelen-Kaff Blueriver der Manager ein oesterreichischer Hobbybiker war, der gleich Nathans Velo durchcheckte und uns Ersatzschlaeuche verkaufen konnte. Das Knacken brachte er zwar nicht weg, aber die Weiterfahrt nach Valemount und zum Mount Robson (diesmal nur 40 Kilometer) verlief ohne unliebsame Zwischenfaelle.

Black bear

Der Mount Robson ist mit 3954 Meter der hoechste Berg in den kanadischen Rocky Mountains und wir hatten das Glueck, ihn trotz sehr wechselhaftem Wetter unverhuellt zu sehen. An seinem Fuss verlaeuft eine Wanderung, die sehr beruehmt sein soll und in jedem Reisefuehrer waermstens empfohlen wird, der Berg Lake Trail. Da wir eh langsam genug vom Velo Fahren und vom Highway hatten, verbrachten wir denn ca. zwei Stunden damit, unsere Tagesrucksaecke so zu packen, dass es fuer drei Tage “Wildnis” reichen wuerde. Es war kein einfaches Unterfangen und kostete viel Nerven, aber es lohnte sich.

Rucksaecke

Die Campinggebuehren mussten wir im Voraus zahlen, und nach langem Hin und Her entschieden wir uns, die 21 Kilometer bis zum Berg Lake an einem Tag in Angriff zu nehmen und dort gleich zwei Naechte zu zelten. Das ueberfluessige Gepaeck konnten wir im Visitor’s Center lassen, und am Dienstag morgen ging’s nach sehr kraeftigem Fruehstueck im Restaurant nicht allzu frueh los.

Gleich anfangs Weg machten wir Bekanntschaft mit dem Ranger, der seine Schicht anfing. Woher wir kaemen, fragte er, und auf unsere Antwort dann die ueberraschende Bemerkung “Eh, de choei mer ja grad Schwyzerduetsch rede.” Er heisst Chrigel, kommt aus Adelboden und oberlaenderet trotz 36 Jahren in Kanada noch akzentlos. Einen Teil des Weges begleitete er uns, dann blieb er wegen seinen Plumpskloreinigungspflichten zurueck. Der Weg war zwar lang, aber die versprochene Kletterei war sehr human, und die Baeche, Wasserfaelle und Seen auf der Strecke lohnten die Strapatzen.

Berg Lake

Der Berg Lake Campground hat zwar keine Duschen und kein fliessend Wasser (ausser aus den Baechen), dafuer liegt er sensationell schoen am Gletschersee, auf dem Eisberge gondeln, und das gemuetliche Kuechenhaus (ohne Kochherd, aber wir hatten ja unseren Benzinkocher dabei), in dem wir Leute aus aller Welt trafen, war uns in der Kaelte mehr als willkommen. Ausserdem koennte man den Sitzplatz am See problemlos fuer ein Wachturm-Frontfoetteli verwenden: unzaehlige Streifenhoernchen lieferten sich Verfolgungsjagden oder knabberten Tannzaepfen, ein Wiesel flitzte umher und schaute uns beim Abwasch zu, ein Murmeltier graste am Baechlein. Fehlte eigentlich nur der friedliche kuschelige Baer… Der kam aber gluecklicherweise nicht, wir hatten ja auch all unser Essen brav in der Baerenbox eingeschlossen.

Berg Lake Campground

Nach einer sehr kalten Nacht (um die 0 Grad, es soll immer noch 10 Grad kaelter sein, als normalerweise, aber wenigstens hatten wir die drei Tage Wetterglueck und viel Sonnenschein) schliefen wir am naechsten Tag aus, fruehstueckten Mueesli, buken Brot in der Pfanne (nicht schlecht, hae?) fuers Picknick und und kletterten noch etwas hoeher. Die Wanderung fuehrte ziemlich anstrengend durch Schnee, aber wir wurden mit einer Superaussicht ueber die Rockies belohnt.

 Mumm Basin Trail

Abends dann der einzige Regen in den drei Wandertagen, da kam uns Chrigels Einladung zu einem Tee in die Rangerhuette gerade recht. Die Ranger waren zu zweit, und die Geschichten, die sie uns erzaehlten, spannend: so war an diesem Tag nur 650 Meter vom obersten Zeltplatz eine Grizzlyforschungsstation mit Lockmittel aufgebaut worden. Vom Tee aufgewaermt, verbrachten wir die zweite eisige Nacht auf 1600 Meter. Gestern ging’s dann im Eilschritt wieder runter, damit wir vor 17 Uhr unser Gepaeck wieder abholen konnten.

Regenbogen

Die drei Tage Sonnenschein bezahlten wir mit einer Nacht Regen, unser Zelt mussten wir heute Morgen feucht einpacken…

… Zeit ist um, Fortsetzung folgt.

Swissness

7. Juni 2008

Von gebrochenen Speichen mit Seeblick

Eine Woche sind wir nun schon unterwegs, aber es fuehlt sich nach viel laenger an. Keine Ahnung, ob dies nun die Kompensation ist fuer jahrelanges pannenfreies Velo Fahren, oder ob es noch die Nachwirkungen sind von der rauhen Behandlung, die unsere Velos auf dem Flug ueber sich ergehen lassen mussten, jedenfalls sind wir nur noch am Velo Flicken. Kleine Bilanz: die Schraube an Nathans Sattelbefestigung gebrochen, beide Staender kaputt (meinen konnten wir ersetzen, aber seit Kamloops sind wir noch an keinem Veloladen vorbei gekommen, so dass Nathan seinen Goeppu jeweils irgendwo anlehnen muss), drei Speichen ersetzt (abgesehen von der in Vancouver erstandenen), an einem anderen Rad eine 8 ausgebuegelt und einen Platten (selbstverschuldet) geflickt. Vermutlich eroeffnen wir eine Velowerkstatt, wenn wir zurueck sind!

Aber ja doch, zum Velo Fahren sind wir auch schon gekommen! Nach einem eher faulenzigen Tag in Vancouver Down Town und in unserer Suite im Sunset Inn (sehr empfehlenswert!) und einem exquisiten Znacht in einem Nurfischrestaurant, wo mir netterweise auch ein herrliches Vegiznacht kredenzt wurde, ging’s am Dienstagmorgen per Bus nach Kamloops. Der Velotransport war wieder abenteuerlich, alles was uns per Internet oder am Busbahnhof gesagt worden war, schien nicht mehr zu gelten: niemand konnte uns garantieren, dass unsere Velos mit demselben Bus transportiert wuerden, und die Boxen, die uns gegeben wurden, waren viel zu klein. Aber nach einigem Gebastel waren die Velos verpackt, die Boxen bekamen wir gratis und der Bus war so wenig gefuellt, dass die Velos tatsaechlich schon mit uns in Kamloops ankamen.

Kamloops ist ein seltsames Kaff: riesige kommerzielle und industrielle Zonen und ein ganz kleiner, verschlafener Dorfkern. Dazu ist es ein Eisenbahnknotenpunkt, wo zwei- und dreistoeckige Gueterzuege durchfahren (Personenzuege fahren meines Wissens nur etwa sechs pro Woche durch). Wir beobachteten das Spektakel von einer Bruecke aus, die Zuege sind so lange, dass wir zum Teil weder Anfang noch Ende sahen. Ein deutsches Ehepaar nahm uns die Wagenzaehlerei ab, sie kamen auf 97 Wagen.

Der Regen und der Laerm der Gueterzuege bewogen uns dazu, noch eine Nacht im Motel zu verbringen. Am naechsten Tag ging’s dann, etwas verspaetet, da wir noch einen Velostaender brauchten, endlich aus eigener Kraft los. Die Sonne schien wieder und die Strecke bis Barriere war zwar nicht sonderlich spannend, aber doch recht angenehm zu fahren. Die Seitenstreifen auf dem Yellowhead Highway sind breit, und nur die Lastwagen ueberholen zum Teil etwas unangenehm nahe, aber meistens waren wir dank meinem Rueckspiegel vorgewarnt. Die 61 Kilometer von Barriere bis Clearwater waren trotz erneutem Regen schon viel schoener, die Berge hoeher und nicht mehr so kahl.

Highway 5

In Clearwater haben wir nun einen wunderschoenen Campingplatz gefunden, der direkt an einem See liegt und nicht mehr so nahe beim Highway wie derjenige in Barriere. Hier haben wir heute einen Pausentag eingelegt, eigentlich in der Hoffnung, dass wir eineN MechanikerIn finden, der/die die Knackgeraeusche an Nathans Velo beheben koennte. Schlussendlich haben wir aber niemanden gefunden, dafuer haben wir den Nachmittag mit Speichen Ersetzen und 8en Beheben verbracht, teilweise dem Nervenzusammenbruch nahe, aber immerhin mit Seeblick… Morgen wollen wir dann trotz Knackgeraeuschen weiter in Richtung Norden fahren und in so ungefaehr 200 Kilometern koennte es dann wieder eine Werkstatt haben. Falls vorher eine Panne auftreten sollte, hoffen wir jetzt mal, dass uns einer der zahlreichen Pick-ups mitnehmen wird.

Ansonsten -abgesehen von Reparaturen und Regen - ist der Flecken hier sehr schoen. Ich habe zwar keinen Natelempfang, aber es hat Grillplaetze, Tische und sogar eine gedeckte Kueche - sehr nuetzlich uebrigens fuer Veloreparaturen ;-)

Dutch Lake, Clearwaters

2. Juni 2008

Vancouver

Huch, der Flug ist ueberstanden und wir sind heil wieder am Boden angelangt! Der Sitzabstand bei Air Canada ist grosszuegig, so dass wir einen erstaunlich angenehmen Flug hatten. Aber eigentlich sind diese Platzverhaeltnisse nicht weiter erstaunlich, man wird im Flugzeug so grosszuegig mit Zuckerhaltigem versorgt, dass die Gefahr gross ist, nicht mehr aus dem Sitz herauszukommen…

Mein Velo hat den Flug leider nicht ganz so gut praestiert, eine Speiche hat’s herausgespickt und die Bremse war auch verstellt. Die 50$ Transportgebuehren waren also nicht sehr wirksam investiert, schon die Schachtel war trotz “Fragile”-Kleber voellig verbogen und verrissen. Aber wir sehen’s von der positiven Seite: der Mech war sehr hilfsbereit und schnell, zudem wurden wir gleich noch gewarnt, dass unsere Schloesser fuer Vancouver nirgends hinreichen und sind jetzt mit allerbesten Abus-Schloessern ausgestattet. Ausserdem haben wir die Schnellspanner bei Raedern und Sattel ausgewechselt, in der Hoffnung, dass wir unsere Velos komplett auf die Weiterreise nehmen koennen.

Vancouver Downtown

Vancouver ist eine geniale Velostadt, auf dem Tourismusbuero gibt’s gratis Velostadtplaene, und wir waren gestern ueber 50 Kilometern fast ausschliesslich auf Velowegen und -spuren unterwegs. Dies staendig vor einem Hintergrund aus glaesernen Wolkenkratzern, schneebedeckten Bergen, Straenden und Meer. Etwas waermer duerfte es allerdings noch sein: nach einem strahlend schoenen Samstag, war gestern bewoelkt und Baden war keine so gluschtige Option mehr. Es sei momentan 10 Grad kaelter als sonst zu dieser Jahreszeit, und Nathan freut sich schon, dass wir unsere Superschlafsaecke nicht umsonst gekauft haben…

Locarno Beach

Vancouver ist sehr international, das Essen ist dementsprechend vielfaeltig (Vegiburgers, Piroggen, chinesisch,…) und die Leute sind fast alle sehr hilfsbereit und freundlich. Die Stadt hat allerdings auch ihre Schattenseit: wir sehen sehr viele bettelnde Menschen und solche, die im Abfall herum wuehlen. Leere Flaschen werden meistens sogleich von jemandem geholt, der sich davon einen kleinen Verdienst verspricht. Und am Samstag mussten wir ansehen, wie die Ambulanz einen jungen Mann zusammenlas, der wohl schon tot war. Nicht eben ein angenehmer Ferienauftakt…

Trotz den nicht nur schoenen Seiten der Stadt, haben wir noch einen Tag angehaengt. Die Jugi ist voll heute, was unser Glueck ist: Gleich gegenueber auf der anderen Strassenseite konnten wir fuer wenig mehr eine ganze Suite mit Superkingsizebett mieten. Schade, dass dies nur fuer eineNacht ist! Nach Shoppingtour am Samstag (Nathan hat sich -endlich- ein GPS gekauft, ich mir ein Handy, meines blieb mitsamt SIM-Card daheim) und Velotour gestern, wollen wir uns heute ohne Velo noch gemuetlich das Zentrum ansehen. Morgen geht’s dann weiter mit dem Bus nach Kamloops, von wo aus die Velotour richtung Norden starten wird.

So, das waer’s fuer den Moment, Internet ist hier sauteuer und die Zeit ist um. Mehr Fotos auf Flickr. Bis zum naechsten Mal!