Monatsarchiv für Oktober 2010

27. Oktober 2010

Luststück über richtige Schweizer und richtige Ausländer

Es ist ja schon lustig: Immer wenn ich das SVP-Plakat für die Ausschaffungsinitiative sehe, glaube ich Gölä vor mir zu sehen. Dabei kann der ja gar nicht ausgeschafft werden - ist er doch Schweizer, und dazu erst noch richtiger Schweizer, weil SVP-affin! Abgesehen davon fände ich es doch etwas überreagiert, ihn wegen seiner Musik des Landes zu verweisen…

Nun habe ich aber in der Bund-Online-Ausgabe gelesen, dass die SVP für die Plakate Bilder von richtigen Ausländern, nämlich Kanadiern, verwendet hat, und dass diese Ausländer überhaupt nicht erfreut darüber sind, als Kriminelle dargestellt zu werden. Die Agentur, von der die SVP die Fotos gekauft hat, droht gar mit rechtlichen Schritten. Irgendwie komme ich seit der Lektüre aus dem Grinsen gar nicht mehr raus…

24. Oktober 2010

Lustlose und unantastbare Frauen

Im Juni im Magazin des Tages-Anzeigers: Ein Artikel über sexuelle Lustlosigkeit bei Frauen. Die Illustrationen (leider nur in der Printversion): Ziemlich nackte Frauen, die sich ganz und gar nicht lustlos vor Leserinnen und Leser räkeln. Der Zusammenhang zwischen Bildern und Text erschliesst sich zumindest der Leserin nicht, dem Leser mag er egal sein, solange er etwas fürs Auge hat (oder so zumindest die von mir vermutete Überlegung der Redaktion). Diesen Samstag im Magazin: Ein Artikel über sexuelle Lustlosigkeit bei Männern (leider online nicht lesbar) mit dem überaus originellen Titel “Männer sind im Bett die neuen Frauen”. Die Illustrationen: Auf der Titelseite der verpackte und völlig unerotische Schritt eines Mannes, im Text eine Frau, unten ohne, mit weissem Schleier, Schmollmund und roten Highheels -  eine Frau angeblich, “die zur Unantastbaren wird” (ich wollte ja schon immer wissen, wie eine Unantastbare aussieht - grobe Wissenslücke geschlossen).

Unantastbar

Unantastbar, Das Magazin 42/2010

Der Zusammenhang mit dem Text erschliesst sich der Leserin hier noch weniger als beim ersten Beispiel, aber auch hier kommt der Leser in Genuss eines visuellen Goodies. Besonders interessant: Der im Artikel zitierte Sexualmediziner Buddeberg erklärt die männliche sexuelle Lustlosigkeit als Weigerung angesichts “einer Übersättigung mit erotischen Reizen”. Gleichzeitig lässt aber die Magazin-Redaktion keine Gelegenheit aus, die Leser mit Bildern von nackten und allzeit bereiten Frauen aufzugeilen (oder, nach Buddeberg, eben auch abzutörnen) - ob’s zum Text passt oder nicht, ist nebensächlich, der Affront gegenüber den Leserinnen sowieso. Sex sells - und Sex bedeutet in den Medien und der Werbung nach wie vor nackte weibliche Objekte, die sich dem männlichen Subjekt präsentieren.