Archiv des Tags ‘Sicherheit’

14. November 2008

Kontraproduktiv

Kontraproduktiv ist es, wenn eine Raiffeisenwerbung auf dem Bund klebt und nicht abgelöst werden kann, ohne dass der darunter liegende Text mitentfernt wird. Die Angesprochenen (also zum Beispiel ich) ärgern sich nur über die Raiffeisenbank und über die Tageszeitung.

Kontraproduktiv ist es, für ein besseres Sicherheitsgefühl Innenstadt und Bahnhof mit Polizei, Securitas, Jimmy Hofers und ähnlichem zu übersähen. Das dadurch in mir ausgelöste Gefühl hat nichts mit Sicherheit, sondern nur mit Beklemmung zu tun.

Und schlussendlich ist es kontraproduktiv, wenn vor meinem Bürofenster lautstark Herbstlaub herumgeblasen wird. Das Laub verschwindet dadurch nicht, sondern wird nur an eine andere Stelle vertrieben (etwa so, wie die Drogenszene in Bern), dafür ist in den Büros ans Arbeiten nicht mehr zu denken.

Nennt man dies Generierung von Arbeitsplätzen?

9. Februar 2008

Itze längts!

Itze längts“, so der Name der Petition eines bürgerlichen Komitees in Bern: 22′800 Unterschriften für mehr Sicherheit und gegen Demonstrationen, Bettelei, Dreck und die offene Drogenszene. Im Visier hat das Komitee Drogenabhängige, randalierende Jugendliche und AusländerInnen und mögliche Kombinationen dieser Gruppen.

Dem kann ich nur entgegenhalten: Mir längts itze de ou. Mir reicht die Bettelei von Cablecom-Angestellten im Anzug, lieber gebe ich einem weniger schick angezogenen Bettler einen Fünfliber, als dass ich mir nur eine halbe Minute Cablecomgesülz anhören muss. Während Demonstrationen muss man sich bekanntlich mehr vor der Polizei als vor den Teilnehmenden fürchten. Der schädlichste Schmutz, sowohl für unsere Gesundheit als auch für die Umwelt, wird durch den motorisierten Privatverkehr verursacht.

Und zur Sicherheit: Ich habe wesentlich weniger Angst davor, nachts alleine zu Fuss die Stadt zu durchqueren als in der Stosszeit mit dem Velo. Während ich mich von den oben erwähnten Gruppen fast nie bedroht fühle, sehe ich mich fast täglich konfrontiert mit rücksichtslosen AutofahrerInnen, die die grundlegendsten Vortritts- und sonstigen Verkehrsregeln vergessen, wenn das Gegenüber auf dem Velo sitzt. In vielen Situationen kommt mir der Angstschweiss, und ich werde mir meiner Verletzlichkeit gegenüber dieser blechbewaffneten Mehrheit bewusst.

Ich kenne zwar die Statistiken nicht, aber ich bin ziemlich sicher, dass auch sie mir Recht geben würden in der Annahme, dass der Strassenverkehr wesentlich mehr Opfer fordert als drogenabhängige jugendliche ausländische Randalierer. Diese Gefahr wird zur Kenntnis genommen und akzeptiert und hat nicht den leisesten Aufschrei zur Folge. Ich nehme also an, dass nicht tatsächliche Verhältnisse zu oben stehenden Forderungen führen, sondern allein politische und wirtschaftliche Interessen: Der grosse Teil der wählenden und einkaufenden Bevölkerung ist nicht drogenabhängig, nimmt für sich aber die grenzenlose Mobilität mit dem Auto als persönliches unantastbares Recht in Anspruch.

Wie lange wollen wir uns diese von Eigeninteressen verdrehte Optik noch aufdrängen lassen? Wann wird es endlich nicht mehr als persönliche Freiheit jedes Einzelnen betrachtet, andere zu gefährden?