20. Juli 2011

Hohe Pässe und nasse Städte

Eigentlich sollte ja schon lange ein Blogeintrag zu dieser Reise entstehen. Aber in Frankreich hat’s zwar überall WiFi, aber Internetcafés sind selten und auf dem Handy schreiben ist dann doch etwas mühsam… Aber jetzt sitze ich in Vars, einem Wintersportgebiet auf knapp 1800 m, jetzt im Sommer ziemlich leer - aber mit Compi im Hotel.

Vor einer Woche, am 13. Juli, sind wir in Genf gestartet - ohne Zelt, denn für die Pässe haben wir eh schon zu viel Gepäck. Die Strecke bis Annecy und die Stadt selber waren vor allem nass: Der Start der diesjährigen Velotour hat also nahtlos an die letztjährige angeschlossen. Am nächsten Tag sind wir dann bei schönstem Wetter und zu unserer Überraschung auf einem super Veloweg (sozusagen eine autolose Autobahn) bis Albertville und dann doch immer noch recht gemütlich auf Velostreifen bis St. Léger gefahren. Dort hat leider die Umsetzung unseres Plans, billig in den Gites d’étape zu übernachten, nicht geklappt: die Gite war von einer Hochzeit besetzt, dafür offerierte uns der schon recht lustige Proprietaire genügend Champagner zur Stärkung, damit wir es noch bis nach St. Etienne de Cuines ins Etap-Hotel schafften. Im einzigen Restaurant, das am 14. Juli weder zu noch voll war, sass auch dann schon der inzwischen noch lustigere Gite-Besitzer aus St. Léger und lud uns zum Apéro ein…

Am Freitag ging’s los mit den Pässen: zuerst der Col de Télégraphe nach Valloire (Gite-Vorsatz nicht umsetzbar, da Reservation wegen hospitalisiertem Besitzer nicht geklappt hat), am Samstag über den Col du Galibier nach Briançon: Beide Pässe mit viel Verkehr, Autos, Rennvelos und (mühsamen, lauten und viel zu schnellen) Töffs. Die RennvelofahrerInnen feuern uns freundlich an, wenn wir keuchend unsere Velos hochschieben (was allerdings sehr viel weniger vorkommt als an der Grossen Scheidegg, die wir uns an Pfingsten als Training auferlegt hatten), und wir studieren die Schriftzüge auf den verschiedenen Tenüs: Ich würde allerdings darauf verzichten, mir “Aus Liebe zum Auto” oder “Liquigas” auf den Hintern zu schreiben… Oben am Galibier war schon jede Kurve von einem oder mehreren Wohnmobilen besetzt, deren BesitzerInnen dort bis zur Durchfahrt der Tour de France fünf Tage später auharren.

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In Briançon hat die Gite-Reservation funktioniert, die Unterkunft (www.lechampdeblanc.com) war effektiv nur (wie im Internet herausgefunden) 30 m höher als die Stadt gelegen, allerdings (wie im Internet nicht herausgefunden) auf der anderen Seite des Tals… Aber es hat sich gelohnt, die Aussicht war prächtig und das Zimmer perfekt, um vor dem Regen zu flüchten. Denn auch Briançon war nass, und wir hatten Seen in den Schuhen, bevor wir auch nur eines der vielen Forts besichtigen konnten.

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Vorgestern ging’s bei schönstem Wetter weiter über den Col d’Izoard, der zwar nicht ganz so hoch ist wie der Galibier, aber landschaftlich faszinierend und vor allem viel weniger befahren. Nach der wunderschönen aber anstrengenden (Gegenwind) Abfahrt sind wir in Guillestre in der perfekten Gite gelandet: billig, bestens ausgerüstete Küche und Crêpes-kochende französischen Touristinnen.  Wir (also ich, Nathan brauchte länger, um den Schaden zu verkraften) schauten dann auch grosszügig darüber hinweg, dass die Cheffin, sobald sie unsere Weinflasche entdeckt hatte, innert einer halben Minute zwei Gläser davon exte.  Auch Guillestre war nass, so dass wir den gestrigen Tag vor dem Fernseher (Tour de France) verbrachten, bevor wir am Abend mit dem Zug nach Gap fuhren, um die Einfahrt der Tour zu schauen. Ihre Durchfahrt heute in Guillestre war allerdings spannender: die Fahrer flitzten zwar sehr schnell vorbei, aber wir waren sehr dicht am Feld dran, das ziemlich geschlossen unterwegs war. Anscheinend besuchen ja 60% der Franzosen und Französinnen die Tour nur wegen der Werbekarawane (Unsere Beute: 3 Hüte, wovon einer wieder verschenkt, 1 Buff, 2 Päckli Haribo, 1 Päckli offizielle Tour-Madeleines, 1 Päckli Apérogebäck, 2 aufblasbare Gummiteils zum Lärm machen und 1 Flaschenöffner). Um drei Uhr nachmittags sind wir in der Nachmittagshitze (nicht mehr nass) hierher nach Vars heraufgefahren. Und morgen kommen wir hoffentlich rechtzeitig irgendwo an, um die Tour de France-Etappe über Izoard und Galibier noch einmal im Fernsehen erleben zu können.

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